Was glaubst du, was unsere Welt am meisten braucht?

Frieden? Liebe? Sicherheit? Dankbarkeit?

Meiner Meinung ist es Weiblichkeit. 

Aber was bedeutet das? Was ist Weiblichkeit? Ist das nicht nur etwas für Frauen? 

Ich bin eine Frau, die von einer alleinstehenden Mutter, die allen Männern bewiesen hat, dass sie der bessere Mann ist auch zu einer männlichen Frau erzogen worden. Ich durfte nie Gefühle zeigen, sogar weinen nach einem Sturz mit aufgeschlagenem Knie hat meine Mutter mir verboten, denn „ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Ich wußte nicht, dass ich Angst hatte, ich war überzeugt davon nie Angst zu haben. 

Ich habe in den letzten 14 Jahren sehr viel Persönlichkeitsentwicklung gemacht und alle meine Gefühle kennengelernt und dabei meine Weiblichkeit – meine Sensibilität und Verletzbarkeit – wieder entdeckt, die mir aberzogen wurde. Heute kann ich mit unerschrockener Selbstverständlichkeit meine Verletzbarkeit zulassen.

Weiblichkeit ist für mich eine natürliche Energie: das yin, als Pendant zum yang. Diese beiden sind im Idealfall in Balance. So, wie es im Symbol dargestellt ist. 

Was bedeutet das aber für den Alltag? Wie kann man sich das vorstellen?

Weiblichkeit, die schöne, echte Weiblichkeit, die yin-Energie ist Akzeptanz als Ergänzung zur Verantwortung. Geschehen lassen, statt machen; zuhören, statt reden; Intuition statt Wissen; vertrauen statt managen; verletzbar sein statt „ein Indianer kennt keinen Schmerz“

Ich kann beschreiben, wie wir mehr Weiblichkeit in den Alltag integrieren können, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es in Wahrheit keine reinen männlichen und weiblichen Tätigkeiten gibt. Wir können ganz gefühlvoll, ganz weiblich eine Motorsäge führen und völlig gefühllos und männlich eine Bürste durchs Haar ziehen.

Das Ausdrucksmittel der Weiblichkeit ist fühlen und fühlen ist die energetische Wahrnehmung, die wir mit den Pferden üben können. Die Pferde zeigen uns sofort, wenn wir in der männlichen aktiven, machenden, treibenden Energie sind oder in der weiblichen, empfangenden, rezeptiven Energie angekommen sind. Ins Männliche gehen wir aktiv hinein, ins Weibliche kommen wir an oder sinken hinein. 

Im Leben und für den authentischen Erfolg brauchen wir beide Energien, ausgewogen, in Balance in uns. Wie bei einem Hausbau. Wenn wir ein Haus mit weiblicher Energie bauen, dann ist es hübsch, liebevoll dekoriert, überall Blumen, die Farben fördern das Wohlbefinden, es riecht gut aber es regnet rein und im Winter ist es eisig. 

Wenn wir ein Haus mit der männlichen Energie bauen, dann ist es statisch in Ordnung und funktioniert, aber es ist leblos, steril und kühl. Wirklich stabil und wohnlich ist ein Haus erst dann, wenn beide männliches und weibliche Prinzip daran bauen, in Balance und Harmonie. Und eben diese Harmonie braucht letztlich jeder Mensch in sich. Dann erleben wir den wahren, authentischen Erfolg, der Erfolg der zu einem Teil aus Aktivität besteht und zum gleich großen Teil aus Hingabe, Vertrauen und Geschehen lassen. 

In kleinen Übungen werden wir im Rahmen dieses Vortrags beginnen mit der weiblichen Energie Kontakt aufzunehmen, in dem wir in den Körper hinein fühlen. In der rechten Körperseite ist unsere männliche Energie, die von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird und in der linken Körperseite die weibliche Energie. In den kleinen Übungen können wir den Unterschied wahrnehmen, wie sich die männliche Energie rechts und die weibliche Energie links anfühlt und welche Wirkung das hat. Obwohl es allgemeine Prinzipien bzw. Energien sind, ist es doch eine höchst persönliche Erfahrung, wie sich weiblich und männlich im eigenen Körper anfühlen.